Sitzen in Zazen

„Alles Unheil dieser Welt geht davon aus, daß die Menschen nicht still in ihrer Kammer sitzen können.“

Blaise Pascal zugeschrieben, 1649
Empfehlung zum Sitzen auf dem Sessel in Zazen
Empfehlung zum Sitzen auf dem Kissen in Zazen
Sessel 530
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Um Zen zu verstehen und sich in Zen wohlzufühlen, ist es gut, jeden Tag in Zazen zu sitzen.

Um Zazen zu sitzen, wähle einen Ort, den Du magst und an dem Du länger als 20 Minuten ungestört bleiben kannst. Sorge dafür, dass die Temperatur und das Licht angenehm sind. Verschwende aber keine Zeit für die Suche oder Einrichtung des Ortes: Sitzen kannst Du überall.

Sitze auf einem Sessel, Sofa, Bank oder einem Stuhl. Falls Du es schmerzfrei kannst und es genießt: sitze auf einem Kissen, das auf einer dicken Matte auf dem Boden liegt.

Zazen mit dem Körper

Sowohl Shakyamuni Buddha als auch alle Patriarchen in der Zen-Tradition haben Zazen gesessenWarum haben sie gesessen? Meditation entstand in Indien vor vielen tausend Jahren. Um der drückenden Hitze zu entkommen, gingen indische „Wahrheits-Sucher“ in Wälder und und auf Berge. Dort meditierten sie unter Bäumen oder anderen Schattenspendern. Wenn sie standen, wurden sie müde; wenn sie sich hinlegten, schliefen sie ein. So entwickelten sie eine Art des Sitzens auf dem Boden im „Schneidersitz“ mit geradem Rücken. Diese Haltung war aufrechter als ihr gewohntes Sitzen auf dem Boden, bei dem sie sich mit Armen abstützten oder halb lagen – und sorgte für Wachheit..

Einige der Buddhas und Patriarchen haben auf Grasmatten gesessen; einige saßen auf großen Steinen, andere auf Bordsteinkanten oder Telefonbüchern.

Oft saßen diese Vorfahren im vollen Lotossitz, Meister Dogen im 13. Jahrhundert erlaubteWelche Erleichterung war das, welche Großzügigkeit im männlich dominierten Krieger- und Samurai-Land Japan im 13ten Jahrhundert. Die asiatischen Meister hatten das Sitzen auf dem Boden mit verschränkten Beinen als Kinder in ihren Familien gelernt. Sie kannten keine Stühle oder Sofas, deshalb kamen sie nicht auf die Idee, man könne auch erhöht sitzen. Auf dem Boden zu sitzen, aber nicht hingelümmelt, gaben sie an ihre Schüler weiter. Aufrecht, um wach zu bleiben; aber, wie Meister Dogen, mit einiger Freiheit. seinen Mönchen auch den halben Lotossitz.  

Auf dem Boden sitzen

Auf dem Boden sitzt Du auf einem mit Buchweizenspelze oder Baumwolle fest gefüllten Kissen (Zafu), das auf einer weichen Bodenmatte (Zabuton) liegt. Verschränke Deine Beine zum vollen Lotossitz (einen Fuß, auf den einen Oberschenkel und den anderen Fuß auf den anderen Oberschenkel) oder halben Lotossitz (ein Fuß unterhalb oder vor dem Oberschenkels, und der andere Fuß auf dem Oberschenkel) oder lege die Füße voreinander zum burmesischen Sitz. Du kannst auch die Unterschenkel nach hinten, neben das Kissen legen; dieser Sitz wird SeizaSeiza (jap. 正座, ursprünglich: 正坐, dt. „richtig sitzen“) oder Fersensitz ist die traditionelle japanische Sitzhaltung, bei der man kniend auf den Fersen sitzt, den Spann auf dem Boden, rechte über linke große Zehe, den Rücken gerade aufgerichtet (https://de.wikipedia.org/wiki/Seiza). genannt und ist für Anfänger der einfachste Sitz zum Üben auf dem Boden. 

In jeder dieser Positionen liegen Deine Knie auf der Bodenmatte. Das Kissen soll Deine Sitzknochen unterstützen und das Becken etwas erhöhen. So kann die Wirbelsäule den Torso aufrecht balancieren. 

Der Kopf hängt nicht nach vorne oder hinten und neigt nicht zur Seite. So wie die Wirbelsäule im Becken auf dem Kreuzbein ruht und balanciert, so balanciert der Kopf natürlich auf der Wirbelsäule. Du brauchst keine bestimmte Form zu erzeugen oder etwas festzuhalten.

Die Arme hängen entspannt und die Hände ruhen im Schoß und bilden eine Art Kreis, indem die rechte unter der linken Hand liegt – dabei berühren sich die Daumen zart. Diese Handhaltung wird „kosmische Mudra Zazen Mudra Zen in Düsseldorf genannt.

Auf einem Stuhl, Sessel oder Sofa sitzen

Auf einem Stuhl oder in einem Sessel oder Sofa stellst Du die Füße nebeneinander auf den Boden. Du darfst den Rücken von der Lehne stützen lassen, um aufrecht zu bleiben. Sitze geschmeidig und lebendig. Wenn Du willst, kannst Du die „kosmische Mudra“ mit den Händen bilden – oder die Hände auch auf den Armlehnen ablegen.

Sobald Du aufrecht auf dem Stuhl oder auf dem Boden sitzt, bequem die Arme und Hände abgelegt, senkst Du den Blick (nicht den Kopf) ohne mit den Augen längere Zeit etwas zu fixieren. Du kannst die Augen etwas offen lassen – oder Du schließt sie ganz. Du wirst bemerken, dass die „Atmosphäre“ des Sitzens unterschiedlich ist, ob Du die Augen geschlossen oder geöffnet hast.

Am Anfang Deines Sitzens atmest Du einige Male tief durch die Nase ein und den Mund aus – so als wolltest Du nach einem Lauf tief durchatmen. Danach atmest Du mit geschlossenem Mund natürlich durch die Nase – Einatmung, Ausatmung; so wie die Atmung kommen und gehen mag. Eine richtige Atmung gibt es nicht.

Sorge für ein entspanntes friedliches Sitzen und lasse alles sein, was über das Sitzen hinaus geht.

Dies ist die körperliche Grundhaltung, entspannt ohne Schmerzen, in körperlichem Frieden. Dieses Zazen wurde von Buddha zu Buddha und von Patriarch zu Patriarch weitergegeben.

Zazen mit dem Geist

Zazen ist weder die Arbeit mit einem Mantra noch Visualisierung. Zazen ist nicht Kontemplation, nicht Konzentration. Zazen ist keine Achtsamkeitsübung und weder Zen-Meditation noch Meditation, denn es gibt nichts, worüber Du meditieren sollst.

Alle Angelegenheiten dürfen ruhen, alle Verstrickungen dürfen verstrickt bleiben. Versuche nicht, ein Buddha zu werden. Du brauchst keine Meinung zu bilden, zum Beispiel wie „man“ richtig liegt oder wie „man“ richtig sitzt. Lass Dich selbst und alles Andere sein, wie es ist und ruhe in Deinem Sitzen.

Gedanken werden kommen mit ihren Fragen und Zweifeln.

Folge deshalb dem Beispiel der Buddhas und Patriarchen und denke „Jenseits von Denken und Nicht-Denken”.

Wie?

Indem Du Dich sowohl im „Denken” als auch im „Nicht-Denken” zu Hause fühlst, aber „Jenseits von Denken und Nicht-Denken” Deinen Wohnsitz nimmst.

Dies ist die geistige Grundhaltung, unangestrengt und in geistigem Frieden. Dieses Zazen wurde von Buddha zu Buddha, von Matriarchin zu Matriarchin und von Patriarch zu Patriarch weitergegeben.

Zazen mit Körper und Geist abgefallen

Denken”, „Nicht-Denken” und „Jenseits von Denken und Nicht-Denken” verhalten sich zueinander wie Eltern zu ihren Kindern. Meister Dogen nennt diese Transzendenz auch „Elterngeist” oder „Körper und Geist abgefallen”. Als Illustration können wir uns ein Dreieck vorstellen: die linke Ecke ist „Denken”; die rechte Ecke ist „Nicht-Denken”; und am Scheitelpunkt ist „Jenseits von Denken und Nicht-Denken”:

Im Allgemeinen lieben Eltern ihre Kinder gleich und bevorzugen weder das Kind mit dem Namen „Denken“ noch das Kind mit dem Namen „Nicht-Denken“. Die Eltern sind nicht ihre Kinder, aber kennen sie gut und wissen sie zu leiten und ihnen ihren Platz zu geben.

Zazen mit „Körper und Geist abgefallen” oder „Jenseits von Denken und Nicht-Denken” ist Glückseligkeit und fröhliches Samadhi. Es ist ermächtigendes, sich selbst erfüllendes Samadhi. In diesem Zazen gibt es eine Abwesenheit von sich selbst. Manchmal gibt es niemanden, der bewusst oder nicht bewusst ist, wach oder nicht wach, es gibt kein Kommen oder Gehen, kein Wissen oder Nichtwissen, Denken oder Nichtdenken, jenseits all dieser Paradoxien.

Genpo Roshi

Zazen mit „Körper und Geist abgefallen” ist nicht gebunden an Sitzen, Stehen, Gehen oder Liegen. Es kommt und geht und handelt frei, angemessen und in Übereinstimmung mit jeder Situation.

Zazen mit „Körper und Geist abgefallen” ist nicht das Ziel oder das Ende von Zen, sondern sein Anfang. Im täglichen Leben bearbeiten und verfeinern wir unsere Einsicht und das Zuhause sein im „Uns Selbst” – wir heilen uns selbst und das Unheil der Welt.

Das ist das Leben eines Buddha. Dieses Leben wurde von Buddha zu Buddha und von Patriarch zu Patriarch weitergegeben.

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