Was ist Dharma?
10.000 Dharmas
Die Begriffe „Dharma” und „Budda-Dharma” werden auf dieser Webseite oft auftauchen. Deshalb werde ich definieren, was ich meine, wenn ich von Dharma oder Buddha-Dharma spreche. Dieser Beitrag gibt einen Überblick, wie ich die historische Entwicklung der Begriffe verstehe.
Dharma ist eine Idee indischer Religionen und Philosophien. Durch die jahrtausendlange Evolution hat der Begriff viele Bedeutungen und kann nicht einheitlich übersetzt werden. Ungefähr bezeichnet Dharma die Gesetze und die Ordnung der Welt im Physischen und Sozialen; in allem, das wahrnembar ist und in allem, das nicht wahrnehmbar ist.
Als Konzept erscheint „Dharma“ in den mehr als 3000 Jahre alten mündlichen Überlieferungen der Veden in Indien, als das Wort Rta (Rita). Rta ist dort die physische Ordnung des Universums, die Ordnung der Opfer-Riten und das moralische Gesetz der Welt. Wegen Rta, so sagen die Veden, verfolgen Sonne und Mond ihre täglichen Reisen über den Himmel, und die Jahreszeiten verlaufen in regelmäßiger Bewegung; Rta läßt das Gras wachsen und Wolken regnen – und Menschen handeln.
Als sich Buddhismus und Hinduismus unter dem Eindruck der alten vedischen Religion entwickelten, führte das Konzept der Rta zu den Lehren von Dharma und Karma (das Wirken von Handlungen und Absichten).
Das Antonym für Dharma ist Adharma und bedeutet das, was „nicht Dharma“ ist. Wie beim Dharma beinhaltet und impliziert das Wort Adharma viele Ideen; im allgemeinen Sprachgebrauch bedeutet Adharma das, was gegen die Natur verstößt, unmoralisch, unethisch, falsch oder rechtswidrig ist.
Dharma im Hinduismus
Im Hinduismus ist Dharma das religiöse und moralische Gesetz, das das individuelle Verhalten bestimmt. Neben dem Dharma, das für jeden gilt (Sadharana-Dharma) – bestehend aus Wahrhaftigkeit, Nichtverletzung und Großzügigkeit – gibt es unter anderem auch einen spezifischen Dharma (Svadharma), dem je nach Klasse, Status und Lebensstation gefolgt werden muss. Dharma ist Gegenstand der Dharma-Sutras, religiösen Handbüchern, die die früheste Quelle des hinduistischen Rechts sind. Sie wurden im Laufe der Zeit zu langen Zusammenstellungen von Gesetzen, der Dharma-Sastra, erweitert.
Dharma im Buddhismus
Der Begriff Dharma wird je nach Sichtweise unterschiedlich benutzt:
1. Dharma im engeren Sinne: Im Buddhismus ist Dharma die Lehre, die vom Buddha – und einigen späteren Patriarchen – verkündet wurde. Dharma, Buddha und Sangha (Gemeinschaft) bilden die Triratna („Die Drei Juwelen“), bei denen Buddhisten Zuflucht suchen.
2. Dharma im weiteren Sinne: In der buddhistischen Metaphysik wird der Begriff im Plural (Dharmas) verwendet, um die Gesamtheit aller Elemente und Phänomene zu beschreiben, die die Welt ausmachen. Ein Dharma ist ein Grundbestandteil der Welt (Dharma ist alles, was der Fall ist – und auch alles, was nicht der Fall ist).
Dharma im Jainismus
In der Jain-Philosophie (Jainismus) hat der Dharma, abgesehen davon, dass er gemeinhin als moralische Tugend verstanden wird, auch die Bedeutung – einzigartig für den Jainismus – einer ewigen „Substanz“ („dravya“: Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther, Zeit, Raum, Seele und Geist), dem Medium, das Wesen erlaubt, sich zu bewegen.
Dharma im Sikhismus
Für Sikhs (Sikhismus) bedeutet das Wort „Dharma“ den „Weg der Gerechtigkeit“.
Was ist der „gerechte Weg“? Das ist die Frage, die die Sikh-Schriften zu beantworten versuchen. Die wichtigsten Heiligen Schriften der Sikhs werden als Guru Granth Sahib oder SGGS bezeichnet. Es gilt als mehr als ein heiliges Buch der Sikhs. Die Sikhs behandeln diese Granth (heiliges Buch) als einen lebendigen Guru.
Der heilige Text umfasst 1430 Seiten und enthält die eigentlichen Worte der Sikh Gurus und verschiedener anderer Heiliger aus anderen Religionen, einschließlich Hinduismus und Islam.
Dharma in indischer Gesetzgebung und Recht
Der Begriff Dharma bezieht sich im hinduistischen Recht auf das historische Gesetzbuch, das in Britisch-Indien auf Hindus, Buddhisten, Jains und Sikhs angewendet wurde. Das hinduistische Recht bezieht sich auch auf die Rechtstheorie, die Rechtswissenschaft und philosophische Reflexionen über die Natur des Rechts, die in indischen Texten der Antike und des Mittelalters entdeckt wurden. Es ist eine der ältesten bekannten Rechtsprechungstheorien der Welt.
Alte Rechtsbücher sind die Dharmashastras von verschiedenen „Gesetzgebern“. Dort sind genaue Regeln für alle Lebensabschnitte, alle Kasten sowie für Männer und Frauen festgehalten.
Hindus erheben allerdings keinen Anspruch auf Erfüllung der alten Gesetze. Zwar suchen viele Hindus heute noch Richtlinien darin und zitieren sie, keiner jedoch würde heutzutage diese Schriften noch als allgemein gültige Anweisung verstehen.
Ressourcen
Zeitleiste der Dharma Religionen
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Quellen und Referenzen
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